Kinder und der Begriff Heimat

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Minka

95, Weiblich

Beiträge: 118

Kinder und der Begriff Heimat

von Minka am 07.08.2019 15:25

Aus einem alten Ostpreußenblatt von 1952 
http://archiv.preussische-allgemeine.de/1952/1952_06_25_18.pdf 
stammen diese Zeilen:

a) Seite 9 Kauft Blumen (?) 
Von notleidenden Eltrn genötigt, betreiben heimatvertriebene Kinder illegalen Straßenverkauf. Sie werden heimatlos nicht nur in der neuen Landschaft, sondern auch im Gesellschaftsgefüge. Ihr Gefühl für Ordnung und Gesetz schwindet. 

b) Seite 9 Heimatkundlicher Unterricht
Eine ostpreußische Lehrerin schreibt
Frau Sedello, Ostpreußin, Lehrerin und Mutter, untersuchte in einer Arbeit die „Bedeutung des heimatkundlichen Unterrichts für Flüchtlingskinder und Flüchtlingslehrer". In einem Brief erzählt sie von ihren Erlebnissen, die in manchem Punkt überraschen, die jedoch schon darin eine wichtige Aufgabe erfüllen, dass sie nachdenklich machen.

„In meiner Arbeit bin ich zu einem zunächst seltsam anmutenden Schluss gekommen. Ich habe nämlich gefunden, dass unseren Kindern bis zum vierten Schuljahr kein Heimatkundeunterricht über unsere Heimat im Osten gegeben werden sollte. Das klingt fast brutal, aber bei gründlicher Betrachtung der psychologischen Entwicklung des Kindes konnte ich zu meiner eigenen Überraschung zu keinem anderen Schluss kommen. Kinder dieses Alters denken in Märchen und erleben nur die Dinge, die sie mit ihren Sinnen begreifen können. Ein Erzählen von unserer Heimat würde sie ihnen als unwirklich, in den Wolken schwebend, mit keinem Sinn zu erfassen erscheinen lassen. Sie wäre bestenfalls ein schönes Märchen, von dem man in diesem Alter nicht mehr recht weiß, ob es wahr ist.

Ich habe selbst einen Jungen im vierten Schuljahr. Er ist nicht nur mein Kind, sondern auch mein Schüler. Wohl sah er die Bilder aus unserer geliebten Heimat und spürte mein Heimweh, aber das alles lag außerhalb seines Verstehen-könnens. Ich ließ ihm seine Welt hier ganz und ungeteilt und habe jetzt die Freude festzustellen, wie er aufmerkt, wenn z. B. das Ostpreußenblatt kommt mit seinen Bildern. Er zieht Vergleiche und tastet sich gleichsam heran an die Welt, die er drüben gelassen hat. Jetzt fragt er oft. Ich habe nicht genug Bilder, um ihm alles zu zeigen.

Aber so wenig man in den ersten Schuljahren die Heimat im Osten behandeln sollte, so ausführlich und gründlich sollte man es in den späteren tun. In der Oberstufe ist das Verständnis bereits entwickelt. Da sollte man einheimische Kinder und Flüchtlinge gemeinsam vor einen Bericht, einen Film aus unserer Heimat setzen. Und nicht nur die Schönheit sollte ihnen aufdämmern, sondern auch ihr rein materieller Wert für unser Volk müsste ihnen klar werden. Das Wesentliche aber ist, dass das Elternhaus aus eigener Anschauung den Unterricht der Schule unterstützt, so dass die Heimat im Osten ganz nahe gerückt wird. Wenn wir dann zurückgehen, sollen auch unsere Kinder mit dem beglückenden Gefühl mitkommen, dass wir „nach Hause" gehen".


Auch wenn das Ostpreußenblatt eine Zeitschrift der Landsmannschaften ist, und man vielleicht anderes dort erwartet, sieht man, dass sich schon damals 1952, als die Flüchtlingswelle Deutschland ja geradezu überschwemmte, pädagogische Gedanken entwickelten, um für Ruhe und Frieden in der für die Flüchtlinge neuen Heimat zu sorgen.

LG Minka

Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

Antworten Zuletzt bearbeitet am 08.08.2019 10:31.

Charon

46, Männlich

Beiträge: 477

Re: Kinder und der Begriff Heimat

von Charon am 08.08.2019 02:05

Dieser brandaktuelle und zur Zeit heftig diskutierte Vorschlag eines CDU-Politikers zum Thema Flüchtlingskinder  im Grundschulalter und Integration ist den Gedanken von 1952 gar nicht so unähnlich: https://m.focus.de/politik/deutschland/neue-integrationspolitik-cdu-politiker-fordert-grundschulverbot-fuer-kinder-ohne-deutschkenntnisse_id_10999378.html 

Denn wenn keine Deutschkenntnisse vorhanden sind, dann kann es auch kein Deutschland als Heimat geben, sondern nur eine von den Eltern verklärt dargestellte Variante Syriens, Afghanistans oder welches Herkunftslandes auch immer.

LG,

Charon

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