Weihnachtsgeschichte 1012

[ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


admin
Administrator

44, Männlich

Beiträge: 987

Weihnachtsgeschichte 1012

von admin am 07.12.2018 13:55


von Elviera » Montag 24. Dezember 2012, 18:49
Ihr Lieben alle,
Wieder ist es so weit, der Heilige Abend 2012 ist gekommen und das Jahr ist fast herum.
Es ist ja eigentlich gar kein besonderer Tag, aber trotzdem hat er seinen ganz eigenen Zauber für mich und er ist doch schon was ganz Besonderes. War der Vormittag noch angefüllt mit der für diesen Tag üblichen Hektik, so ruht die Arbeit nun, und die Welt scheint den Atem anzuhalten und irgendwie für eine kurze Zeit stillzustehen. Nun hat man plötzlich Zeit innezuhalten, auszuruhen und zu resümieren, was das letzte Jahr gebracht hat.
Für einige von uns hat sich ein Traum bereits erfüllt, andere hingegen stehen kurz davor sich ihn endlich erfüllen zu können. Wieder andere basteln mit Hochdruck daran und es wird nicht mehr lange dauern. Insgesamt gesehen war es doch ein gutes Jahr. Und genau so wie in den letzten Jahren, so habe ich auch dieses Mal wieder eine Geschichte herausgesucht, die bei dem ganzen Kommerz des Weihnachtsfestes ein wenig daran erinnern soll, dass mit Weihnachten auch noch viele andere Dinge verbunden sind als nur Geschenke.
Die Geschichte, die ich dieses Mal für Euch herausgesucht habe, kommt aus dem Russischen und sie hat mich zum Nachdenken gebracht, was der eigentliche Sinn des Weihnachtsfestes wohl sein mag und ob es Sinn hat mit aller Macht gegen das Schicksal anzukämpfen, weil sich vieles dann letztlich doch noch zum Guten fügt. Auch oder gerade dann wenn vieles aussichtslos zu sein scheint.
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr, in welchem alle Eure Wünsche in Erfüllung gehen mögen.
Elviera Werners

 

Die Legende vom vierten König
Ausser Caspar, Melchior und Balthasar war auch ein vierter König aus dem Morgenland aufgebrochen, um dem Stern zu folgen, der ihn zu dem göttlichen Kind führen sollte. Dieser vierte König so sagt man hieß Coredan und er hatte den weitesten Weg, denn er kam aus dem Norden. Drei wertvolle Edelsteine nahm er mit und hatte mit den drei anderen Königen einen Treffpunkt vereinbart. Doch Coredan's Reittier lahmte unterwegs und er kam daher nur langsam voran, und als er endlich bei der hohen Palme, die als Treffpunkt vereinbart war, eintraf, da waren die Anderen schon weitergezogen. Nur eine kurze Botschaft, die sie in den Stamm des Baumes eingeschnitzt hatten, sagte ihm, dass die anderen drei ihn in Bethlehem erwarten würden.
So ritt Coredan ganz in Gedanken versunken alleine weiter. Da entdeckte er plötzlich am Wegesrand ein Kind, bitterlich weinend und aus mehreren Wunden blutend. Voll Mitleid nahm er das Kind auf sein Pferd und ritt in das Dorf zurück, durch das er zuletzt gekommen war. Er fand eine Frau, die das Kind in Pflege nahm. Aus seinem Gürtel nahm er einen Edelstein und vermachte ihn dem Kind, damit sein Leben gesichert sei. Doch dann ritt er weiter, seinen Freunden nach. Er fragte die Menschen nach dem Weg, denn den Stern hatte er inzwischen verloren. Aber eines Tages erblickte er den Stern wieder, eilte ihm nach und wurde von ihm in eine Stadt geführt, wo ihm ein Leichenzug begegnete. Hinter dem Sarg schritt eine verzweifelte Witwe mit ihren Kindern. Coredan sah sofort, dass nicht allein die Trauer um den toten Vater diesen Schmerz hervorrief, denn die Familie war in Schulden geraten, und vom Grabe weg sollten die Frau und die Kinder in die Sklaverei verkauft werden. Also nahm Coredan den zweiten Edelstein aus seinem Gürtel, der eigentlich dem neugeborenen König zugedacht war. "Bezahlt, was ihr schuldig seid, kauft euch Haus und Hof und Land, damit ihr wieder eine Heimat habt !" Er wendete sein Pferd und wollte dem Stern entgegenreiten - doch dieser war wieder erloschen. Grosse Sehnsucht nach dem göttlichen Kind und eine tiefe Traurigkeit überfielen ihn. War er seiner Berufung untreu geworden? Würde er sein Ziel denn nie erreichen?

Doch eines Tages leuchtete ihm sein Stern wieder auf und führte ihn durch ein fremdes Land, in dem Krieg wütete. In einem Dorf hatten Soldaten die Bauern zusammengetrieben, um sie grausam zu töten. Die Frauen schrien und Kinder wimmerten. Grauen packte den König Coredan und Zweifel stiegen in ihm auf. Er besaß nur noch den einen Edelstein - sollte er denn mit leeren Händen vor den König der Menschen treten? Doch dies Elend war so groß, dass er nicht lange zögerte, mit zitternden Händen seinen letzten Edelstein hervorholte und damit die Männer vor dem Tode und das Dorf vor der Verwüstung loskaufte.
Müde und traurig ritt Coredan weiter. Sein Stern leuchtete nicht mehr und jahrelang wanderte er suchend umher. Zuletzt zu Fuß, da er inzwischen auch sein Pferd verschenkt hatte. Schließlich bettelte er, half hier einem Schwachen, pflegte dort Kranke und keine Not auf Erden blieb ihm fremd. Und eines Tages kam er am Hafen einer großen Stadt gerade dazu, als ein Vater seiner Familie entrissen und auf ein Sträflingsschiff, eine Galeere, verschleppt werden sollte. Coredan flehte um den armen Menschen und bot sich dann selbst an, anstelle des Unglücklichen als Galeerensklave zu arbeiten, auch wenn sein Stolz sich dagegen aufbäumte als er in Ketten gelegt wurde. So verging ein Jahr nach dem anderen und er hatte inzwischen vergessen sie zu zählen. Grau war sein Haar, müde sein zerschundener Körper inzwischen geworden.
Doch irgendwann leuchtete sein Stern wieder auf, und was er nie zu hoffen gewagt hatte, geschah. Man schenkte ihm die Freiheit wieder; an der Küste eines fremden Landes wurde er an Land gelassen. In dieser Nacht träumte er von seinem Stern, träumte von seiner Jugend, als er aufgebrochen war, um den König aller Menschen zu finden. Eine Stimme rief ihn im Traum: "Eile, eile!" Sofort brach er auf, und kam nach einiger Zeit an die Tore einer großen Stadt wo aufgeregte Gruppen von Menschen ihn mit sich zogen, hinaus vor die Mauern der Stadt und einen Hügel hinauf, auf welchem oben drei Kreuze aufgerichtet waren. Angst schnürte ihm die Brust zusammen. Coredan's Stern aber blieb genau über dem Kreuz in der Mitte stehen, leuchtete noch einmal auf und war dann erloschen. Ein Blitzstrahl warf den müden Greis zu Boden. "So muß ich also sterben, ohne dich gesehen zu haben? So flüsterte er in jäher Todesangst. Bin ich umsonst durch die Städte und Dörfer gewandert wie ein Pilger, um dich zu finden, HERR?" Seine Augen schlossen sich und die Sinne schwanden ihm.
Da aber traf ihn der Blick des Menschen am Kreuz, ein unsagbarer Blick der Liebe und Güte. Vom Kreuz herab sprach die Stimme: "Coredan, du hast mich getröstet als ich jammerte, und gerettet als ich in Lebensgefahr war, du hast mich gekleidet als ich nackt war!" Dann neigte der Mann am Kreuz das Haupt und starb. Coredan erkannte mit einem Mal: Dieser Mensch ist der König der Welt. Ihn habe ich gesucht in all den Jahren. - Er hatte ihn nicht vergebens gesucht, er hatte ihn doch noch gefunden.
Nach einer russischen Legende, nacherzählt von [email protected]

Antworten

« zurück zum Forum