Der Dunkelbunte Szenemarkt auf Burg Satzvey 2015

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Der Dunkelbunte Szenemarkt auf Burg Satzvey 2015

von admin am 05.12.2018 14:34

 

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10 Beiträge • Seite 1 von 1

Der erste "Dunkelbunte Szenemarkt" auf Burg Satzvey 2015
von Elviera » Samstag 14. März 2015, 01:49
Die Verlockung war gross sich auf den Weg zu machen, denn für nur 2 Eu's Eintritt fand am letzten Wochenende bei strahlendem Sonnenschein der erste Dunkelbunte Szenemarkt auf Burg Satzvey Statt. Dort hatte ich ein so wie ich finde bemerkenswertes Erlebnis.
Ich trug mein Outfit vom Japantag und schaute dem Specktakel zu als ich mich plötzlich einer offensichtlich südeuropäischen Familie gegenüber sah. Es war eine Familie mit einem etwa 20 jährigen Sohn. Die Nationalität ist mir nicht bekannt, aber das nahezu perfekte Deutsch liess darauf schliessen dass sie schon lange hier leben würden. Erstaunlich war es in so fern, da sich solche Leute sich eher selten auf solche Veranstaltungen verirren, noch nicht mal die Jungen sieht man dort. Erstaunlich war auch, dass der Vater von allen Besuchern ausgerechnet eine Transfrau angesprochen hat, kennt man doch die Probleme die Familienpatriarchen oftmals mit uns haben. Aber nix da, von allen Besuchern hat er sich ausgerechnet ne Trans ausgesucht um die Auskunft die er wollte zu bekommen. Und nee- dass er nichts gemerkt hat glaube ich kaum, denn mein Passing ist ja nun mal nur mittelmässig. Lag es viell einfach nur daran dass man ruhig ein wenig schräg angezogen sein kann, auch als Ts, wenn man nur den Schmuddelkram aussen vor lässt?

Und ein Transenjäger wars wohl auch nicht wenn Ehefrau und Kind dabei sind.
Aber die Frage die er hatte die hat mich dann wirklich erstaunt. Sie lautete doch wirklich und wahrhaftig: „Warum sind hier denn alle schwarz angezogen, wo es doch ein offensichtlich nicht um eine Beerdigung ginge, sondern der Anlass eher fröhlich zu sein scheint.
Ehrlich gesagt ist mir zunächst mal die Spucke weggeblieben da offensichtlich nicht mal der Sohnemann ne Vorstellung zu haben schien was da abging und was ein Gothik Event ist. Auch fragte ich mich wie man so lange in Deutschland leben, und dabei die deutsche Sprache so gut lernen kann, jedoch dabei nichts, aber auch gar nichts über unsere Kultur erfährt.
Selbstverständlich habe ich Auskunft gegeben, und ich habe mich auch über dieses Interesse wirklich sehr gefreut.
Aber die Frage wie man so lange hier lebt und gar nichts über uns, und in dem Falle über unsere Jugendkulturen weiss, die bleibt natürlich.
Obwohl ich mir sicher bin dass ich die Antwort kenne hats mich trotzdem nachdenklich gemacht.

L.G. Elviera
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Re: Der erste "Dunkelbunte Szenemarkt" auf Burg Satzvey 2015
von Goldmarie » Mittwoch 18. März 2015, 01:49
Ich weiß die Antwort nicht. Klärst Du mich mal auf?
Ich lebe seit 65 Jahren in Deutschland, habe aber auch keine Ahnung von unserer Jugendkultur.

LG
Maria
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Re: Der erste "Dunkelbunte Szenemarkt" auf Burg Satzvey 2015
von Elviera » Mittwoch 18. März 2015, 02:12
Hallo Maria,
Du willst mir ernsthaft weiss machen dass Du noch nie was von Gothik gehört hast?
Nun gut, inzwischen ist es ja nun keine Jugendbewegung mehr, denn die sind ja so langsam auch in die Jahre gekommen.
In dem Zusammenhang: Wie lange gibt es die Gothics eigentlich schon? Ich vermeine von den ersten Gruftis (wie sie sich damals nannten) schon in den frühen 80ern gehört zu haben. und das sind mittlerweile weit über 30 Jahre.
Guckst Du mal hier: http://www.fotos.sc/PHPSESSID=e1f463f68eec8ffbfca30f5a7a0726f1/nav+2/gali_+245176/gallery.html
Aber Charon kann Dir noch mehr darüber erzählen. Oder was denkst Du Woher der seinen morbiden Nicknamen her hat?

Ganz aktuell sind derzeit aber die Cosplayer: http://de.wikipedia.org/wiki/Cosplay Und das ist wirklich noch ne Jugendkultur, jedenfalls so lange bis auch sie den Weg allen Fleisches gehen, in die Jahre kommen und irgendwann auch abgelöst werden. Bin mal gespannt wie das dann aussehen wird.

'
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Re: Der erste "Dunkelbunte Szenemarkt" auf Burg Satzvey 2015
von Charon » Mittwoch 18. März 2015, 02:33
Das gibts auch schon seit der frühen 80er, quasi als Seitenarm des Punk. Eine der ersten Künstlerinnen in dieser Ecke ist sogar ne TF (Sopor Aeternus) , und die dürfte mittlerweile wohl schon Ende fuffzig sein, ist aber immer noch dabei. Einfach mal ein bisschen im schöne-Lieder-Strang stöbern, da habe ich immer mal wieder eine musikalische Perle aus der Gothic-Szene reingestellt, denn in fuffzehn Szene-Jahren hat sich da einiges angesammelt.

Gothic kam - wenn auch etwas zeitversetzt - auch in südlicheren Ländern wie Spanien oder Italien an, hier eine recht populäre italienische Band: https://www.youtube.com/watch?v=JM0Pkhv ... freload=10

Deine Südeuropäer haben also wirklich nicht nur an der deutschen Realität was verpasst. Deutsch lernen kann man theoretisch auch aus Büchern plus Glotze. Und wenn man in DE Landsleute trifft, die bereits deutsch können, lernt man das ohne sich mit Deutschland beschäftigen zu müssen.

lg,

Charon
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Re: Der erste "Dunkelbunte Szenemarkt" auf Burg Satzvey 2015
von Goldmarie » Donnerstag 19. März 2015, 03:10
"Dunkelbunt" sagte mir nichts. Klar, die Begriffe "Gothic" und "Grufti" kenne ich, obwohl ich nicht wirklich etwas damit anfangen kann. Was ein Grufti genau ist, hat mir nie jemand erklärt, ich hielt es für ein Schimpfwort, und was ich bisher über Gothic gehört habe, empfand ich als unheimlich oder gar bedrohlich.

In der Tat bin ich ja in meiner Jugend mit keinerlei Szenen in Berührung gekommen, ich habe ja ziemlich isoliert gelebt.

Charon hat einen morbiden Nicknamen? Okay, ich habe jetzt mal gegoogelt - ist der Fährmann über den Totenfluss. Ansonsten kenne ich Ariel Scharon und ich meine, in Israel gibt es einen Ort mit diesem oder einem ähnlichen Namen.

In Salzburg gibt es die "Pieta" von Anna Chromy, die sieht genau wie Charons Avatar aus:

Auf dem Messingschild steht:

"Und aus der atmenden Brust... fühl' ich die Seele entfliehn..."
Die leere Hülle als Symbol dessen
was uns überlebt:
die Liebe, die wir geben.
die Werke, die wir schufen.
das Leid, das wir erduldeten.

LG
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Re: Der erste "Dunkelbunte Szenemarkt" auf Burg Satzvey 2015
von Elviera » Donnerstag 19. März 2015, 10:03
Dunkelbunt ist ja nur ein Name den sich der Veranstalter ausgedacht hat weil er mit diesem Markt möglichst viele Personenkreise ansprechen wollte, u. A. auch die Mittelalterleute oder Larp, was auch immer, wobei es der Zufall wollte dass an diesem Tagdie Gothiks dominierend waren. Nur vereinzelt sah man Mittelalter und Larp war überhaupt nicht vertreten.
Es so breit zu fächern ist wohl in so fern erforderlich gewesen, um wenigstens ein paar Besucher zusammenzubekommen da es noch sehr früh im Jahr war. Ich denke das war auch der Grund warum der Eintrittspreiss so niedrig gehalten war, gibt ers doch auf der Burg normalerweise unter 10 Euro nix zu sehen. Die Showveranstaltungen kosten i.d.R nämlich extra. Überhaupt haben die ein Vermarktungskonzept das Seinesgleichen sucht.

Übrigens bedrohlich sind sie nicht. Mag sein dass es so wirkt, aber von denen tut Dir ganz sicher niemand was. In der Kneipe an der Ecke, besonders wenn gerade Fussball war ist es wesentlich gefährlicher. Es ist halt eines der üblichen Schlupflöcher für Leute am Rande der Gesellschaft, oder welche die Jugend manchmal braucht um sich von der Welt der Erwachsenen zu distanzieren. Oder wie für mich ne Möglichkeit zur gesellschaftskonformen Maskerade, in meiner Vorstellung dem Karneval vielleicht nicht so ganz unähnlich, nur ist mir der Strassenkarneval zu vulgär und auch viel zu gefährlich
Und für manch Einen spielen da auch noch andere Gründe ne Rolle, aber das würde Bücher füllen. Hätt schon Lust das mal ein wenig auseinanderzuklamüsern.

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Re: Der erste "Dunkelbunte Szenemarkt" auf Burg Satzvey 2015
von Charon » Freitag 20. März 2015, 01:05
Tja, in meinem Falle war diese Szene schon der Ort schlechthin, an dem ich vor der TS davonlaufen konnte, da die Geschlechtergrenzen bei Gothics schon immer fließend waren und Transkram wirklich niemanden schockiert hat. Wie denn auch, in ner Szene in der solche Liedlein kursieren ? https://www.youtube.com/watch?v=2GmqE9e ... freload=10

lg,

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Re: Der erste "Dunkelbunte Szenemarkt" auf Burg Satzvey 2015
von Goldmarie » Freitag 20. März 2015, 23:25
Irre ich mich, oder ist das die Melodie von Chim-Chim-Cheree (Mary Poppins)? Den Text konnte ich beim besten Willen nicht verstehen, aber ich habe nach "Lyrics" gegoogelt und ihn gefunden.

Die Tochter (28) einer Freundin kleidet sich schwarz, hat schwarz gefärbte kurze Haare, schwarz umkleisterte Augen, schwarzen Lippenstift und schwarzen Nagellack. Sie ist eigentlich ganz nett, aber mit welchen Typen sie sich rumtreibt - Nazis, Schläger (weiß ich von Erzählungen meiner Freundin). Ihr Freund verprügelt sie regelmäßig, schmeißt sie manchmal aus der Wohnung (ihrer eigenen!) raus und dann kommt sie heulend zu meiner Freundin gelaufen und lässt sich trösten. Am nächsten Tag geht sie wieder zu dem Typen hin. Sie ist beratungsresistent.

Hat das was mit Gothic zu tun oder ist sie einfach nur bescheuert?
Arbeitslos ist sie natürlich auch - wer stellt schon so eine Figur ein?

LG
Maria

PS.: Ja, sie läuft IMMER so rum.
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Re: Der erste "Dunkelbunte Szenemarkt" auf Burg Satzvey 2015
von Charon » Samstag 21. März 2015, 00:33
Also dieses Verhalten hat nichts mit Gothic zu tun. Mit Nazi-Schlägern bzw. Rechtsextremismus hat diese Szene rein gar nichts zu tun. Eher ist dort ein pol. Linksdrall vorhanden, obwohl man dort keiner vorgegebenen politischen Ideologie oder Partei anhängt. Politisch interessiert ist man dort allerdings schon und man muss diskussionsbereit sein, wenn man dabei sein will. Der Anteil an sogenannten "Nerds" ist m.E. bei den Gothics höher als bei anderen Jugendszenen.

Ebenso verhält es sich dort mit der Religion: Man findet dort alles vom Atheisten über Buddhisten bis hin zum Heidentum, ne schräge Mischung eben. Also nix mit "die beten alle den Teufel an". Und diejenigen, die sich als "Satanisten" bezeichnet haben, hatten - soweit ich in den 15 Jahren sehen konnte - ein reflektierteres Verständnis von der Figur des Teufels, d.h. eigentlich nicht "Böses tun", sondern eher "rote Socke", "Gehorsamsverweigerer" bzw. "himmlischer Che Guevara".

Tja, aufgrund der nicht exakten politischen Verortbarkeit bzw. fehlenden pol. Linientreue der Szene haben es die Rechten vereinzelt versucht, dort propagandistische U-Boote unterzubringen (Nazis fischen eben gerne in Jugendszenen), aber zu meiner Zeit sind die immer recht unsanft hinausgebeten worden, sobald sie aufgeflogen sind.

Und Frauen, die von ihrem Macker verprügelt werden, aber trotzdem immer wieder zu ihm zurückkehren ? Das hat weißgott nichts mit Gothic zu tun, denn das ist ein Verhalten, wie es sehr häufig bei Opfern häuslicher Gewalt auftritt. Leider.

lg,

Charon
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Re: Der erste "Dunkelbunte Szenemarkt" auf Burg Satzvey 2015
von Goldmarie » Dienstag 24. März 2015, 03:13
Jetzt isses mir wieder eingefallen: Das war keine Stadt in Israel, sondern eine Landschaft: Die Scharon-Ebene.
http://de.wikivoyage.org/wiki/Scharon-Ebene

LG
Maria

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