Jugendkriminalität

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Minka

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Jugendkriminalität

von Minka am 08.11.2019 14:50

​Vom Tomahawk zum Schlagring

Umwelt und Veranlagung / Zum Thema der Jugendkriminalität

Die beiden jungen Herren unseres Bildes haben Eintrittskarten zum „Satansweib". Vielleicht werden sie am Abend eine weitere Vorstellung genießen. Es gibt eine Kinosucht unter Jugendlichen, und die Zahl der Vierzehnjährigen, die viermal wöchentlich ins Kino gehen, ist größer, als man glaubt (Institute in München und Hamburg haben das erforscht). Wie bekommen sie das Geld dazu? Durch — volkswirtschaftlich nützliches — Sammeln von Papier, Lumpen, Buntmetall.​

Die Experten schreiben schlechten Filmen einen viel stärkeren Einfluss auf junge Gemüter zu, als schlechten Büchern. Auch Schundhefte, sagen sie, lassen immer noch der Phantasie freies Spiel. Filme dagegen, pressen der Vorstellungskraft fertige Bilder auf und verbiegen sie. Wie das geschieht, erzählte ein straffälliger Jugendlicher: „Wenn ich dann nach dem Kino im Bett liege, dann denke ich: Jetzt einen Colt, und ein Pferd, und dann die nächste Bank ausgeräumt, und dann nach Chicago". In Frankfurt schossen drei Jugendliche die Angestellten einer Bank zusammen, raubten und flohen; doch nicht nach Chicago, sondern nach Straßburg — zur Fremdenlegion . . . ​

Freilich weder in schlechten Filmen noch in der vielbesprochenen sozialen Lage liegen alle Wurzeln steigender Jugendkriminalität. Viel verstehen lässt die Tatsache, dass die Zahl der Vergehen, im Verhältnis zur Einwohnerzahl, bei heimatvertriebenen Jugendlichen geringer ist, als bei den Einheimischen. Der starke Familienzusammenhalt bei uns, das Erlebnis der Familie als letzter Zuflucht. Das ist das Kapital, das wir vom Treck mitbrachten und das dieses Wunder bewirkt. Doch viele vergessen die Kinder und verschleudern das beste Kapital. Ein Kaufmann aus unserer Heimat war besessen davon, den alten Reichtum schnell wieder zu gewinnen. Er forcierte seine Geschäftsunternehmungen so, dass er mehrmals scheiterte. Für Frau und Kind hatte er keine Zeit, das Familienleben starb. Dem Sohn, einem tüchtigen Lehrling, wurde es zuhause langweilig. Er stand vor den Kinos herum, machte Bekanntschaften und lernte „nützliche Dinge". Zum Beispiel, wie man durch Einstemmen eines Schraubenziehers in den Kitt einer Fensterscheibe lautlos einen Sprung beibringt. Man wartet dann das laute Vorüberrattern eines Autos ab, so macht es kaum ein
Geräusch, wenn man einen umwickelten Stein in dieses Fenster wirft ... Er sitzt jetzt in Haft, und mit der Lehre ist es aus. Vater dieses Jungen könnte mancher von uns sein.

Dass viele Eltern sich ihre Kinder entgleiten lassen, liegt auch daran, dass sich die körperliche Entwicklung heute schneller vollzieht als die geistige. Sie sind leiblich frühreif. Körperlich voll entwickelte Dreizehnjährige sind nicht selten; Geschlechtsverkehr bei Jugendlichen ist nicht Ausnahme, sondern Regel. Dieser Satz klingt hart; doch auch drei Viertel der Eltern, die ihn hier lesen, wären sehr erstaunt, die Gedanken ihrer Kinder zu wissen. Dennoch sträuben sich die Eltern, ihre Kinder rechtzeitig zu unterrichten, und protestieren heftig, wenn einmal ein Lehrer es wagt. So klären denn die Jugendlichen sich gegenseitig auf. Ihre geistige Entwicklung ist dabei aber normal, das heißt sie bleibt um Jahre hinter der körperlichen zurück. Ein Pfarrer, der einem Bauern dieserhalb Vorhaltungen machte, erhielt die starre Antwort: „Ich habe bis zur Heirat auch nichts gewusst". — „Daher kommt es auch", sagte der Pfarrer, „dass ihre Tochter ein Kind erwartet . . „.

Diese Frühveranlagung hat nichts Verbrecherisches an sich. Auch ist Zahl und Bedeutung der Sexualvergehen von Jugendlichen viel geringer als ihr Aufsehen. Neun Zehntel aller Jugendstraftaten sind Diebstähle. Daran sind die Mädchen nur mit zehn Prozent beteiligt. Sie „arbeiten" als Einzelgänger, meist als Hausmädchen, als Meisterinnen im Nachschlüsselwesen und haben das Wirtschaftsgeld im Auge. Aber zwei Mädchen können den Richtern mehr Kopfschmerzen machen, als zwanzig Jungen, weil sie gewöhnlich zäh leugnen und trotz der Überführung ihnen ein Geständnis nur Zentimeterweise zu entreißen ist. Die Jungen dagegen, einmal erwischt, bekennen meist offen, ja sie brüsten sich mit ihren Abenteuern, und manche legen Geständnisse von kühnen Taten ab, die sie gar nicht begangen haben. Damit dringen wir in einen weiteren Raum vor, der für die Häufung der Jugendverbrechen entscheidend ist. ​

Die Jungen operieren oft in Banden, nennen den Häuptling „Chef" und geben sich Namen und — moralische Grundsätze. Die „Tommiknacker" zum Beispiel bestahlen nur Engländer und fühlten sich wie eine nationale Widerstandsgruppe. Immer wieder blitzt in diesen straffälligen Jugendlichen die Lust auf, ein mutiges Abenteuer zu bestehen. Wir stellen sie vor unsere besten Richter. Aber was antworten wir ihrer Frage nach dem Abenteuer? Dass es verboten ist? Wir erwarten Teilnahme der Jugendlichen an den Problemen der Zeit. Wie aber sollen sie teilnehmen? In Versammlungen, durch Zeitunglesen? Die Tatenlust der Jungen ist nicht nur eine Naturkraft, die ausbricht, wenn man sie fesselt, sie ist auch die wertvollste Kraft junger Menschen, gewiss doch so wertvoll, wie die Wortlust ihrer Väter. Wenig aber wird auch in Jugendverbänden darüber nachgedacht, dass die gute Sache Gelegenheit zu Taten und Abenteuern bieten muss, wenn sie Jugend gewinnen will. Eine uns nahestehende Jugendorganisation, die wir um ihre Ansicht zu diesen Dingen baten, schickte uns zur Antwort — einen Zeitungsartikel. ​

Vor ein paar Jahren stahlen Jugendliche mit Vorliebe Zigaretten. Heute dienen viele ihrer Straftaten der Sucht, gut angezogen zu sein: Ein genauer Spiegel der Geschmacksveränderung bei der erwachsenen Generation. Nur dass die Erwachsenen, wie jeder Abzahlungshändler erfährt, sich in den „halben" Vergehen, die gerade noch erlaubt sind, besser auskennen. Hier springt plötzlich eine moralische Frage, für die wir nie Zeit haben, und als krasse Realität ins Gesicht: Erlaubst du dir halbes Unrecht, wird dein Junge ganzes tun; denn er hat mehr Schwung, und die Vorbildkraft der Eltern, zumal der Väter, ist unverändert groß.

Es wächst keineswegs eine Generation von Verbrechern heran. Zwar gibt es ein regelrecht kriminelles Jugendelement, das gesondert zu betrachten ist. In ihren meisten Straftaten aber präsentieren die Jungen den Alten ihre eigene Rechnung, weil sie mit junger Unbedingtheit tun, was die Eltern nur denken und sagen. So im Hause und im Staat. Taten doch auch verblendete junge Leute, die jetzt „Kriegsverbrecher" heißen, mit der Waffe genau, was zuvor deutsche Spießer am Stammtisch schwadronierten und der Staat ihnen befahl. 

aus: Das Ostpreußenblatt, Folge 30 vom 25.10.1952 


Die Frage, die sich stellt ist: Hat sich heute nach 67 Jahren soviel daran geändert?
Ich denke nein, denn es ist heute ja die 3. Generation der Imigranten, die auffallend an solchen Vorfällen beteiligt ist. Die 1. Generation wußte, warum sie hierher gekommen ist, nämlich zum arbeiten. Die 2. Generation fühlte sich hier nie heimisch, sondern war von ihren Eltern einfach zwangsweise dazu verdonnert worden, hier zu leben. Nur sie hatten noch Respekt vor ihren Eltern, und wenn die sagten: Das ist gut so, dann haben sie sich gefügt.
Und die 3. Generation? Die übernahm von ihren Eltern das "sich nicht heimisch fühlen", nur mit dem Elan der Jugend, sich dagegen aufzulehnen. 

LG Minka

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Charon

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Re: Jugendkriminalität

von Charon am 10.11.2019 02:18

Hmmmmm.ich denke mal die Art der Straftaten hat sich schon massiv verändert, und zwar in die negative Richtung. Sexualdelikte, sogar vollendete Vergewaltigung, oftmals sogar von einer ganzen Gruppe von Jugendlichen begangen, sind doch heute nichts Exotisches mehr. Auch die Gewaltdelikte sind schwerwiegender geworden. Es wird ein Opfer getreten, auch wenn es schon am Boden liegt, und über das Thema Messerattacken haben wir in einem anderen Strang schon geschrieben. Und während versuchte oder sogar vollendete Tötungsdelikte, begangen von Jugendlichen, heute keine Seltenheit mehr sind, ist man von geklauten Zigaretten ganz sicher nicht mehr schockiert. Wir erleben m.E. zur Zeit eine ganz andere Dimension von Jugendkriminalität, die es vorher hierzulande nicht gab.

LG,

Charon

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Minka

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Beiträge: 118

Re: Jugendkriminalität

von Minka am 10.11.2019 15:55

@ charon 
Mit der Härte der Vorkommnisse, die es heuzutage gibt, hast Du sicher Recht. 

Was ich aber insbesondere bemerken will, ist die stetige "Weiterentwicklung" und Steigerung innerhalb der Generationen. 

Vielleicht sollte man sich die vorherige 2. Generation mal "schnappen" und diese mal an hiesige Verhältnisse anpassen, denn sie leben hier immerhin schon seit zig Jahren und sind hier oft auchgeboren und aufgewachsen. 

Nur ob es dazu inzwischen nicht zu spät ist? Immerhin haben sich alle 3 Generationen scheinbar mit dem derzeitigen Dasein abgefunden.

Gruß Minka

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Charon

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Beiträge: 477

Re: Jugendkriminalität

von Charon am 11.11.2019 02:20

Da die Straftäter ja auch immer jünger werden und Diebstähle oder auch das berühmte "Abziehen "' immer häufiger von  Tätern unter 14 Jahren begangen werden und daher noch keine
 Strafmündigkeit vorliegt, gehe ich fast schon davon aus, dass manchmal da schon die 4. Generation unterwegs ist. Denn man bedenke, in dieser Personengruppe  wird frühzeitiger   geheiratet und Kinder bekommen.

Man müsste da schon fast die 3. Generation ins Gebet nehmen, damit die 4. nicht vollends verroht. Aber ob das noch was hilft ?

LG,

Charon

Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.11.2019 02:21.

admin
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Re: Jugendkriminalität

von admin am 11.11.2019 02:37

Das Problem ist auch schon erkannt worden, zumindest teiweise und wohl auch nicht von Allen.

https://www.focus.de/familie/eltern/familie-heute/deutschland-verdummt-narzissten-und-egozentriker-sprengen-gesellschaft-warum-wir-jetzt-gegensteuern-muessen_id_10779932.html

Und bis es alle erkannt haben, die Politik Handlungsbedarf sieht heisst es ja noch lange nicht dass man auch gleich in die Pötte kommt.
Ich denke dass bis dahin die 7. Generation in den Startlöchern steht.

L.G. Elviera

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