Weihnachtsgeschichte 2019

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Weihnachtsgeschichte 2019

von admin am 27.12.2019 01:12

Es ist schon einige Jahre her, dass mir ein befreundetes Ehepaar diese Geschichte erzählte. Die Kinder waren inzwischen erwachsen und wie das so ist, geht die Familie dann auseinander. Manchmal aus beruflichen Gründen so weit, dass man nur noch gelegentlich zusammen kommen kann. So wars auch in diesem Fall. Aber dieses Mal sollte es endlich mal klappen, dass an Heiligabend die Familie nach langer Zeit zusammenkommt. So ganz ohne Komplikationen sollte dies aber nicht vonstattengehen, denn bevor es zu einem glücklichen Wiedersehen kam, mussten noch einige Hindernisse mit denen keiner gerechnet hatte aus dem Weg geräumt werden.

 

Es begann damit, dass am Morgen des 24. Dezember extrem heftiger Schneefall einsetzte, der die Straßen innerhalb weniger Stunden derart mit Schnee füllte, so dass Autos stellenweise nur schwer vorankamen. Leider waren die Kinder schon unterwegs als es loging so dass sich die Fahrt in Richtung Wohnort der Eltern wesentlich länger hinzog als geplant.

Die Eltern begannn sich Sorgen zu machen, auch wenn sie wussten, dass ihre Kinder sehr verantwortungsbewusst waren und gerade in solchen Situationen Sicherheit vor Schnelligkeit wählten. Dass die Kinder jedoch nicht an ihr Handy gingen, obwohl die Eltern mehrere Male versuchten, sie zu erreichen, das ließ den weihnachtlichen Puls dann doch in die Höhe schnellen, zumal im Radio ständig Berichte über Unfälle gesendet wurden. Die Eltern fragten sich inzwischen ernsthaft, ob etwas passiert sein könnte. Der Sohn hatte aber einfach nur vergessen sein Handy aufzuladen und die Schwester, die mit ihm fuhr, hatte ihres eimfach nur zu Hause liegengelassen.

Schnell das Ladegerät angeschlossen, denn ihm war klar, dass die Eltern sich bei den Wetterbedingungen sehr sorgen würden und er sie dringend informieren muss, dass alles in Orgnung sei, und dass sie immer noch sicher unterwegs waren – nur eben ein bisschen langsamer. Jedoch in ungefähr 20 Minuten sollten sie den Heimatort und die geliebten Eltern erreichen. Was die Beiden aber doch wunderte: Die Eltern nahmen den Telefonhörer nicht ab. Nun waren es die Kinder, die sich unendliche Sorgen machten und mit sich selbst haderten, nur an die Geschenke, aber nicht an das rechtzeitige Laden bzw Mitnehmen der Handys gedacht zu haben. Was die Beiden allerdings nicht wissen konnten: Die Eltern hatten keine Handys, so dass das Festnetz die einzige Option war. Ausserdem hatten die Eltern sich auf den Weg gemacht, um den Kindern entgegenzufahren, schließlich wussten die Eltern, welche Strecke ihre Kinder immer fuhren.
Es kam natürlih wie es kommen musste. Vollbepackt mit tollen Geschenken, erreichten die Beiden das elterliche Haus. Doch niemand war da. Überraschend war zudem auch, dass die Haustür nicht abgeschlossen war. So etwas war Mama und Papa doch noch nie passiert, das war das Erste, was den Kindern in den Sinn kam. Längst hatten sie die schönen Geschenke vergessen, denn wenn die Eltern nicht da sind? Letztlich blieb den Beiden keine Wahl, und aufgrund der nicht vorhandenen Kontaktmöglichkeiten entschieden sie sich, wieder umzukehren und ein wenig in der Gegend herumzufahren. Vielleicht würde man die Eltern ja treffen, So jedenfalls war war die Hoffnung, die man dachte, aber nicht laut aussprach.

Mittlerweile erreichte Heiligabend einen Zeitpunkt, an dem die Familie früher bereits die Geschenke auspackte. Doch alle vier waren immer noch unterwegs und auf der Suche nach ihren Liebsten.
Es war wohl eine Situation, die man keiner Familie wünscht. Wie durch ein Wunder aber geschah es dann tatsächlich, dass sich die Wege der Kinder und ihrer Eltern kreuzten.

In der Nähe des örtlichen Rathauses befand sich ein Wald, in dem die Familie viele Jahre zuvor einige Sommerabende verbrachte. Das Wissen, dass man dort auch mal auf die Toilette gehen kann, stammte aus dieser frühen Zeit und wurde für alle vier nun zu einem rettenden Anker. Just zur selben Zeit zwang alle vier ein nur all zu menschliches Bedürfnis kurz von ihrer Suche kurz abzulassen, und man hatte sich auf allen Seiten inzwischen damit abgefunden, dass es mit der gemeinsamen Weihnacht wieder nichts werden würde. Danach wollten sie jeweils den Weg nach Hause antreten.
Es ist wohl leicht vorstellbar, dass die Stille Nacht am stillen Örtchen durch die grosse Freude des unverhofften Zusammentreffens ausgerechnet dort jäh unterbrochen worden ist.

Alle vier fragten sich, wie viele solcher Zufälle wohl zustande kommen konnten, aber irgendwie waren sie sich bewusst, denn anders waren diese wenig durchdachten, aber aus dem Herzen kommenden Entscheidungen, die letztlich dann doch die Familie zusammengeführt haben, nicht erklären.
Es ist wieder mal ein ganz kleines und eigentlich ganz unbedeutes Wunder gewesen, aber trotzdem möchte ich bemerken, dass es ein Wunder war. Ein Wunder wie es nur in der Nacht der Wunder möglich ist.
Epilog:
Man sieht an dieser Geschichte auch, dass es eigentlich nur wenig bedarf, um den Menschen ein wenig Freude zu schenken.

Dazu benötigt man lediglich ein wenig Zeit. Denkt daran denen mehr Zeit zu schenken, die Ihr liebt, weil sie möglicherweise nicht immer mit Euch sein werden. Sagt ein gutes Wort denen, die Euch jetzt voll Begeisterung mit grossen Kinderaugen von unten her anschauen, weil diese kleinen Geschöpfe bald erwachsen sein werden und vielleicht nicht mehr bei Euch sein können.
Schenkt dem Menschen neben Euch eine innige Umarmung, denn sie ist der einzige Schatz, der von Eurem Herzen kommt und nichts kostet. Sagt dem geliebten Menschen: „Ich liebe Dich" und meine es auch so. Ein Kuss und eine Umarmung, die von Herzen kommen, können alles Böse wieder gut machen.
Findet Zeit Euch zu lieben, findet Zeit miteinander zu sprechen. Findet Zeit, alles was Ihr zu sagen habt miteinander zu teilen, denn das Leben wird nicht gemessen an der Anzahl der Atemzüge oder der Güter, die man im Laufe seines Lebens erworben hat, sondern an der Anzahl der Augenblicke, in denen man sich Zeit für seine Lieben genommen hat.
Und wo wir einmal dabei sind, denken wir doch auch mal über das Paradoxon unserer Zeit nach: denn wie man gleich sehen wird, ist Zeit das wertvollste Geschenk das man jemandem machen kann. Und das, obwohl es nichts kostet ausser ein wenig Zeit. Ein weiteres Paradoxon.
Das Paradox unserer Zeit ist:
Wir haben hohe Gebäude, aber eine niedrige Toleranz, breite Autobahnen, aber enge Ansichten. Wir verbrauchen mehr, aber haben weniger, machen mehr Einkäufe, aber haben weniger Freude. Wir haben größere Häuser, aber kleinere Familien, mehr Bequemlichkeit, aber weniger Zeit, mehr Ausbildung, aber weniger Vernunft, mehr Kenntnisse, aber weniger Hausverstand, mehr Experten, aber auch mehr Probleme, mehr Medizin, aber weniger Gesundheit.
Wir rauchen zu stark, wir trinken zu viel, wir geben verantwortungslos viel aus; wir lachen zu wenig, fahren zu schnell, regen uns zu schnell auf, gehen zu spät schlafen, stehen zu müde auf; wir lesen zu wenig, sehen zu viel fern, beten zu selten.
Wir haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte reduziert. Wir sprechen zu viel, wir lieben zu selten und wir hassen zu oft.
Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber nicht mehr, wie man lebt.
Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber nicht den Jahren Leben. Wir kommen zum Mond, aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn. Wir haben den Weltraum erobert, aber nicht den Raum in uns. Wir machen größere Dinge, aber keine Besseren.
Wir haben die Luft gereinigt, aber die Seelen verschmutzt. Wir können Atome spalten, aber nicht unsere Vorurteile.
Wir schreiben mehr, aber wissen weniger, wir planen mehr, aber erreichen weniger. Wir haben gelernt schnell zu sein, aber wir können nicht warten. Wir machen neue Computer, die mehr Informationen speichern und eine Unmenge Kopien produzieren, aber wir verkehren weniger miteinander.
Es ist die Zeit des schnellen Essens und der schlechten Verdauung, der großen Männer und der kleinkarierten Seelen, der leichten Profite und der schwierigen Beziehungen.
Es ist die Zeit des größeren Familieneinkommens und der Scheidungen, der schöneren Häuser und des zerstörten Zuhause.
Es ist die Zeit der schnellen Reisen, der Wegwerfwindeln und der Wegwerfmoral, der Beziehungen für eine Nacht und des Übergewichts.
Es ist die Zeit der Pillen, die alles können: sie erregen uns, sie beruhigen uns, sie töten uns.
Es ist die Zeit, in der es wichtiger ist, etwas im Schaufenster zu haben, statt im Laden, wo moderne Technik einen Text wie diesen in Windeseile in die ganze Welt tragen kann, und wo sie die Wahl haben: das Leben ändern - oder diesen Text und seine Botschaft wieder zu vergessen.

Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr

Elviera

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